Lebe ich so, wie es mir entspricht, oder so, wie andere es von mir erwarten und ich es im Laufe meines Lebens gelernt habe? Das ist eine der Hauptfragen, die sich jedem von uns im Leben stellt. Dummerweise beantworten die meisten Menschen sich diese Frage nicht bewusst. Dabei ist es für ein glückliches und erfolgreiches Leben und vor allem Berufsleben entscheidend, dass ich weiß, was mich antreibt und was mich glücklich – oder eben auch unglücklich macht.
Petra ist 34 und kommt wegen großer Unzufriedenheit und innerer Unruhe ins Coaching. Schon als Kind wollte sie etwas mit Technik machen. Nach ihrem Ingenieurstudium ist sie rasch aufgestiegen und nun bereits Projektleiter mit Verantwortung für ein Team von sieben Mitarbeitern. Ihre Eltern sind stolz auf sie. Ihre Kollegen bewundern und beneiden sie. Doch der „Erfolg“ tut ihr nicht gut. Warum? Petra ist ein eher introvertierter Typ Mensch und wurde Ingenieur, um entwickeln zu können und mit dafür zu sorgen, dass die erneuerbaren Energien einen größeren Platz in Deutschland einnehmen. Stattdessen hat sie es jetzt mit firmenpolitischen Themen und Mitarbeiterführung zu tun. Gar nicht ihr Ding.
Die Lebensmotive
Stand der aktuellen Motivationsforschung ist, dass es etwa 16 verschiedene Lebens- und Handlungsmotive gibt, die bei jedem von uns unterschiedlich ausgeprägt sind. Aus Erfahrung weiß ich, dass auch die Unterpunkte dieser 16 Motive zum Teil große Bedeutung haben, daher arbeite ich in meiner Praxis mit insgesamt 27 Motiven.
Diese Lebensmotive sind:
Macht, Freiheit, Neugier, Anerkennung, Ordnung, Sparen, Ehre, Gerechtigkeit, Beziehungen, Status, Familie, Eros, Erfolg, Genuss, Schönheit, Spaß, Ruhe, Reichtum, Harmonie, Herausforderung, Ruhm, Freude, Idealismus, Sicherheit, Abenteuer, Unabhängigkeit, Aktivität.
Manche dieser Motive sind angeboren, das heißt, wir bringen sie schon mit in dieses Leben. Neugier, Freiheit, Beziehungen und Genuss, das sind Beispiele für angeborene Motive. Erlernt sind Motive wie Macht, Gerechtigkeit, Ruhm oder Sicherheit. Diese Motive haben wir in früher Kindheit von unseren Eltern übernommen oder aufgrund von einprägsamen Lebenserfahrungen verinnerlicht.
Das Eigene wichtig nehmen
Neugier, Ruhe und Idealismus ist das, was Petra am meisten antreibt und ihr Kraft gibt. Gute Voraussetzungen für einen technischen Entwickler, nicht passend für einen Projektleiter und eine Führungskraft. Sie arbeitet gegen ihre Motive. Der Hauptgrund für ihre Unzufriedenheit. Ihr wird klar, dass sie die Führungsposition vor allem übernommen hatte, um ihren Vater stolz zu machen. Auch das höhere Gehalt hat eine Rolle gespielt. Doch das sind Motive, die nicht aus ihrem Inneren kamen, sondern erlernt waren. Nach dem Coaching sucht sie das Gespräch mit ihrem Vorgesetzten. Sie gibt die Projektleitung ab und wechselt wieder in den Entwicklungsbereich des Unternehmens. Hier kann sie ihre Stärken voll ausleben und fühlt sich endlich wieder am richtigen Platz.
Unternehmen kümmern sich meist zu wenig darum, ob die Motivation der Mitarbeiter mit den Anforderungen des Arbeitsplatzes tatsächlich übereinstimmt. Viel mehr wird nach dem geschaut, was ein Mitarbeiter gut kann bzw. was im Unternehmen gebraucht wird. Führungskräfte täten allerdings gut daran, Menschen wie Petra dort einzusetzen, wo sie am besten aufgehoben sind. Wo ihre Leidenschaften und Fähigkeiten und vor allem auch ihre Lebensmotive mit dem Job übereinstimmen. Nur dann kann ein Beruf auch Berufung sein.
Je eher der richtige Mitarbeiter am richtigen Platz ist, umso höher die Performance und umso niedriger die Fehlzeiten. Liebe macht glücklich, Angst macht krank. Wer seinen Motiven gemäß eingesetzt ist und seinen Job liebt, der arbeitet besser und hat weniger Fehlzeiten.
Was sind Ihre Motive?
Sie wollen herausfinden, was Sie antreibt und glücklich macht, damit Sie einen Job finden, der wirklich zu Ihnen passt? Dann markieren Sie in der Liste der Motive möglichst spontan (das ist ganz wichtig!) alle Worte, die Ihnen beim Lesen ein gutes, positives, intensives Gefühl geben.
Macht, Freiheit, Neugier, Anerkennung, Ordnung, Sparen, Ehre, Gerechtigkeit, Beziehungen, Status, Familie, Eros, Erfolg, Genuss, Schönheit, Spaß, Ruhe, Reichtum, Harmonie, Herausforderung, Ruhm, Freude, Idealismus, Sicherheit, Abenteuer, Unabhängigkeit, Aktivität.
Alle Worte, die Sie markiert haben, bringen Sie nun in eine emotionale Reihenfolge: Das Wort, das Sie am stärksten positiv anspricht, bekommt die Eins, das nächste die Zwei und so weiter. Nun schauen Sie auf Ihre ersten drei Lebensmotive. Das sind die Dinge, die erfüllt sein müssen, beruflich und privat, damit es Ihnen wirklich gut geht.
Wie fühlt sich das für Sie an? Ist das stimmig? Erkennen Sie sich wieder?
Achten Sie bei beruflichen Entscheidungen darauf, dass Ihre Motive erfüllt sind! Dass das, was Sie dort tun, wirklich zu Ihnen passt! Wenn nicht, ist es kein Wunder, wenn Sie bald auch zu den Menschen gehören, die sich am Montag schon aufs nächste Wochenende freuen oder die lieber ihre Urlaubsplanung machen, als ihren Job.
Was die Motive aussagen
Ein paar Beispiele: Wenn „Freiheit“ eines Ihrer Grundmotive ist, werden Sie vielleicht nicht immer angestellt arbeiten können, sondern die Freiheit eines Tages in der Selbstständigkeit suchen. Im Gegensatz dazu wird ein Selbstständiger mit dem Lebensmotiv „Sicherheit“ mehr schlaflose Nächte erleben, als ein Selbständiger mit dem Motiv „Abenteuer“.
Wenn Sie „Beziehungen“ unter Ihren ersten drei gewählten Motiven haben, dann bedeutet das, dass Sie in Ihrer Arbeit regelmäßige Kontakte zu anderen Menschen brauchen, statt eine Tätigkeit als Sachbearbeiter in einem Einzelbüro zu machen. Vielleicht können Sie eher im Team optimale Leistung erbringen, auf jeden Fall ist der Austausch mit anderen für Sie besonders wichtig.
Falls „Familie“ unter den ersten drei Begriffen ist, sollte sich natürlich Ihr Beruf mit den Interessen Ihrer Familie vereinbaren lassen. Sie könnten Ihren Traumjob haben, aber wenn Sie dafür Ihre Familie nur am Wochenende sehen, passt es nicht. Familie als Lebensmotiv bedeutet aber vor allem, für andere Menschen da zu sein. Zum Beispiel als Lehrer, Coach oder Therapeut.
Zusammengefasst:
Wer gemäß seiner Motive lebt und einen dazu passenden Job hat, kann glücklich und erfolgreich werden. Wer gegen seine Motive lebt, lebt immer in der (unbewussten) Angst, zu versagen. Nur wer tut, was er wirklich gerne tut und was er liebt, ist am richtigen Platz.
Es erfordert einiges an Selbsterkenntnis, dann im nächsten Schritt herauszufinden, in welchem Job Sie sich mit Ihren Motiven am wohlsten fühlen und was ein dazu passender Traumjob sein kann. Doch ich kann Ihnen als ehemalige unglückliche Bankerin und heute glückliche Psychologin und Autorin versichern: Es lohnt sich!
Falls Sie es übrigens gleich herausfinden wollen, hier geht’s zum Online-Coaching Karriere-Navigator zum Finden Ihrer Berufung und Ihres Traumjobs!
Take Action!
Welche Erkenntnis nehmen Sie aus diesem Artikel mit?
Wie können Sie das in Ihrem Leben umsetzen?
Was ist der erste Schritt und bis wann wollen Sie ihn getan haben?
Danke fürs Lesen!
Alles Liebe und bis bald
Angelika Gulder
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