Den Blick auf das Gute richten
Zuerst darfst Du Dir jetzt mal selbst auf die Schulter klopfen und Dir dankbar dafür sein, dass Du überhaupt einen Job hast. Das ist ja nicht selbstverständlich. Du hast viel dafür getan, dass es so ist. Du hast eine Ausbildung oder ein Studium absolviert oder Dich irgendwie anders für Deine aktuelle Tätigkeit qualifiziert. Du hast die Stelle entdeckt, Dich beworben, vermutlich ein oder zwei oder sogar mehr Gespräche mit Deinem zukünftigen Boss geführt und hast am Ende überzeugt und den Job bekommen. Da kannst Du schon mal den Hut vor Dir selbst ziehen, wenn Du Dir das bewusst machst.
Und falls Du wie ich zu den etwa 10 Prozent Selbstständigen in Deutschland gehörst, klopf Dir auch auf die Schulter. Vielleicht noch ein paar Mal mehr, denn Du gehörst zu den mutigen Unternehmern, die ohne Fallschirm und doppelten Boden eine Menge bewegen.
Das Gute ist, Du hast einen Job.
Doch in jedem Job, ob er nun Deine Berufung oder nur ganz okay ist, gibt es Tätigkeiten, die Dir gut tun, und solche, die Dich Kraft kosten. Egal, ob Du sie nur ab und zu, vielleicht sogar nur einmal im Jahr oder auch regelmäßig tust.
Tu, was Du liebst, und Du musst nie wieder arbeiten, heißt es. Aber das ist romantischer Unsinn. In jedem Beruf, in jedem Job und eben auch in der Berufung, gibt es Tätigkeiten, die man nicht so gerne macht, und Zeiten, die nicht so leicht sind und sich dadurch wie Arbeit anfühlen. Das ist vollkommen normal. Phasen, in denen es nicht so gut läuft oder in denen mal wieder Zweifel aufkommen, gehören zum Leben einfach dazu.
Um herauszufinden, welche Tätigkeiten oder Situationen in Deinem aktuellen Job Dir gut tun und welche Dich Kraft kosten, braucht es im ersten Schritt ein bisschen Fleißarbeit. Ja, ich weiß! Du hast sowieso schon zu viel zu tun. Aber ich versichere Dir, der Aufwand lohnt sich. Am Ende kannst Du nämlich sehr genau unterscheiden, wovon Du am besten noch mehr machst und was Du um Himmels Willen so schnell wie möglich loswerden beziehungsweise verändern solltest.
Dein tägliches Brot
Um einen Überblick zu bekommen, schreib Dir als erstes auf, was Du an jedem Tag in der Woche von morgens bis abends in Deinem aktuellen Job machst. Geh alles durch, was Du tust und schreib es Dir auf.
Für Montag zum Beispiel:
- E-Mails checken
- Die wichtigsten E-Mails gleich bearbeiten
- Kurze Kaffeepause
- Meeting
- Telefontermin mit Kunden
- Ablage
- Mittagspause mit Kollegin
- Aufgaben aus Projekt X bearbeiten
- Abstimmung mit Kollegen
- Kaffee im Stehen
- Die restlichen E-Mails bearbeiten
- Telefonate
- Feierabend
Das machst Du für die gesamte Woche (wobei Du die Dinge, die sich wiederholen, nicht noch mal aufschreiben musst). Es kann helfen, wenn Du dazu Deinen Tages-, Wochen- und Monatskalender zu Hilfe nimmst (ich gehe davon aus, dass Du so etwas hast, falls nicht, kann ich es Dir nur wärmstens empfehlen. Je klarer die Struktur, desto größer ist Deine Seelenruhe). Falls Du am Wochenende manchmal Arbeit mit nach Hause nimmst, schreibst Du das auch noch mit dazu. Denk auch an die Dinge, die nur ab und zu vorkommen, wie zum Beispiel die Teilnahme an einem Event oder eine Dienstreise, Fortbildungen oder Gespräche mit Deinem Chef.
Jetzt markierst Du alles, was Du von diesen Dingen gerne tust oder was Dir sogar richtig Spaß macht.
3:1 – Mehr vom Guten
„Go with the flow“ bedeutet frei übersetzt: Fließe mit dem Strom. Doch viele Menschen tun in ihrem Leben genau das Gegenteil. Sie kämpfen gegen die Strömung an (im Kontext Job heißt das, sie tun, was ihnen nicht gut tut) und erschöpfen sich damit jeden Tag mehr. Wer ein seelenruhiges Leben haben möchte, tut gut daran, die Richtung seines persönlichen Lebensstroms dabei zu beachten und sich Tag für Tag entspannt diesem Strom hinzugeben. Das bedeutet nicht, dass man nicht auch mal hart arbeiten muss, aber es heißt, dass man liebt, was man tut. Und außerdem: In dem, was Du mit Begeisterung tust, wirst Du schnell immer besser. Gute Gefühle gibt es also noch gratis dazu.
Die Glücksforschung zeigt, dass es okay ist, ab und zu Dinge zu tun, die wir weniger gut finden, die uns stressen oder die wir ablehnen. Solange wir regelmäßig drei Mal mehr von den Dingen tun, die uns glücklich machen, die uns Spaß machen und die wir mit Begeisterung tun. Nach meiner Erfahrung darf die Quote auch ruhig noch mehr zugunsten der Highlights ausfallen, aber 3:1 ist ein guter Anfang.
Was bedeutet das jetzt für Dich? Die Dinge, die Dir Spaß machen, die machst Du natürlich unbedingt weiter. Möchtest Du mehr davon? Dann frage Dich: Wie kann ich in meinem Job noch mehr von X tun? Vielleicht hilft ein Gespräch mit Deinem Chef. Oder Du kannst Dich mit einer Kollegin absprechen, der Du etwas abnimmst und die dafür etwas für Dich tut, was Du nicht so gern magst.
Weniger vom weniger Guten
Geh Deine Liste jetzt noch mal durch und markiere die Dinge, die Du im Job tust, die Dir aber keinen Spaß machen oder die Du sogar wirklich richtig schrecklich findest. Das kann die monatliche Umsatzsteuer sein, das Protokoll jeden Dienstag auf dem Meeting, die halbjährliche Geschäftsreise ins Ausland oder der tägliche Abstimmungsanruf im Controlling.
Als nächstes ordne diese Tätigkeiten auf einer Skala von eins bis zehn ein – eins ist „absolut furchtbar“ und zehn „fantastisch“ (wobei letzteres bei den Dingen, die Du nicht gerne tust, natürlich unwahrscheinlich ist). Schreib es Dir bei allem, was Du nicht gerne tust, mit dazu. Je niedriger der Punktwert auf der Skala, desto energieraubender ist diese Tätigkeit für Dich und desto eher solltest Du hier etwas ändern.
Diesmal frage Dich:
- Wie kann ich in meinem Job weniger von X tun?
- An wen könnte ich das delegieren?
- Mit wem könnte ich reden, um etwas an der Tätigkeit zu verändern?
Auch dabei hilft möglicherweise das Gespräch mit Deinem Chef oder ein Arrangement mit einer Kollegin.
Falls Du Dir sehr viele Dinge markiert hast, die Teil Deines Jobs sind, die Du aber überhaupt nicht leiden kannst, dann prüfe nochmal, ob Du dort wirklich richtig bist. Auch wenn Du Deine Berufung lebst, gibt es Tätigkeiten oder Tage, die nicht so wundervoll sind oder auf die Du gar keine Lust hast. Aber die Summe aller Jobbestandteile stimmt.
Wenn Du auf Dauer (viele) Dinge tust, die nicht zu Dir passen, kostet Dich das nach einer Weile sehr viel Lebenskraft. Und es entfernt Dich von Deiner Seelenruhe und nimmt Dir Lebensfreude und Glück.
Darum, Dir selbst zuliebe: Tu mehr vom Guten und weniger vom Rest.
Take Action!
Welche Erkenntnis nehmen Sie aus diesem Artikel mit?
Wie können Sie das in Ihrem Leben umsetzen?
Was ist der erste Schritt und bis wann wollen Sie ihn getan haben?
Danke fürs Lesen!
Alles Liebe und bis bald
Angelika Gulder
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