Liebe Leserin, lieber Leser,
nicht nur, aber auch aufgrund der noch immer anhaltenden Pandemie ist nicht nur Home-Office immer mehr ein Thema, sondern auch Online-Coaching in verschiedensten Formaten.
Online-Coaching kann dabei nicht nur bedeuten, über ein Konferenztool (Skype, Zoom, Teams etc.) miteinander zu sprechen, sondern auch über Text- oder Audionachrichten oder auch über das gute alte Telefon.
Den größten Teil des Online-Coaching nehmen aber die Live-Video-Coachings ein. Und das aus gutem Grund. Im Live-Video-Coaching ist fast alles möglich, was auch in der Coaching-Praxis geht. Es fordert allerdings ein gewisses Maß an Kreativität und Flexibilität beim Coach und auch beim Kunden (bitte sieh uns in diesem Beitrag nach, dass wir der besseren Lesbarkeit halber bei Coach und Kunde stets die männliche Form gewählt haben).
Beim Live-Video-Coaching sehen sich Coach und Kunde, zumindest „obenrum“. Manche empfinden das als positiv und deutlich entspannter, andere erleben es eher als Einschränkung, weil weniger Sinneskanäle genutzt werden können. Wie es wahrgenommen wird kommt nicht nur, aber vor allem auf die Grundhaltung an.
Wie Coaching auch online funktioniert
Die innere Haltung
Im Ganzheitlichen Coaching ist einer der wichtigsten Faktoren für ein gelingendes Coaching, die „energetische Verbindung“ mit dem Kunden. Wir nennen das auch „online-gehen“. Gemeint ist dabei die Verbindung aus dem Herzen.
Ist das gegeben, fühlt der Coach (unter anderem dank der Spiegelneurone) auch im Online-Coaching, was im Kunden vorgeht und kann sein Vorgehen danach ausrichten und an entscheidender Stelle nachfragen.
Doch wie geht Online-Coaching ganz praktisch?
Praktische Tipps für Coaches
Eigentlich selbstverständlich, aber dennoch erwähnenswert (wir haben hier schon sehr gruselige Dinge gesehen):
Der eigene Bildausschnitt (also das, was der Kunde zu sehen bekommt) sollte idealerweise so gewählt sein, dass der Hintergrund aufgeräumt und klar wirkt. Ein paar Blümchen schaden nicht. Und das Licht sollte von vorne kommen. Meist reicht Tageslicht nicht aus, dann hilft eine einfache Lichtbox oder Ringleuchte.
Als Coach sollte man idealerweise auch darauf achten, wo man hinschaut. Wer den Laptop vor sich hat und nach unten schaut, tut sich in Sachen Doppelkinn keinen Gefallen. Auch fühlt der Kunde sich so oft nicht gesehen. Idealerweise platziert man das Fenster, in dem der Kunde zu sehen ist, direkt unter der eigenen Kamera. Dann sieht es (fast) so aus, als würde man dem Kunden direkt in die Augen sehen.
Natürlich sollte alles, was der Coach im Gespräch wohlmöglich braucht, bereits vorbereitet sein. Arbeitsblätter, Bilder, Material, das der Coach dem Kunden zeigen will, sollte mit einem Klick auf dem Bildschirm genutzt werden können.
Die Verwendung der über das Gespräch hinausgehenden Tools sollte idealerweise vorab „geübt“ werden, damit es im Termin störungsfrei läuft.
Die Tools
Im Online-Coaching kann der Coach jede Art der Gesprächsführung nutzen, die er auch im Präsenzgespräch nutzt. Darüber hinaus können zusätzliche Verfahren angewandt werden, wie zum Beispiel Visualisierungen und Aufstellungen.
Visualisierungen
Wer im Coaching in der Praxis häufig mit Visualisierungen arbeitet, kann das natürlich auch online tun. Zum Beispiel kann der Coach, während der Kunde sein Thema beschreibt, gleichzeitig das Gehörte auf dem Bildschirm mitzeichnen; entsprechende Technik (Grafiktablett) vorausgesetzt.
Der Coach kann ein virtuelles Whiteboard nutzen und darauf Themen und Stichworte visualisieren. Oder er kann Bilder nutzen (per Bildschirmfreigabe oder indem er die Bilder einfach in die Kamera hält), um tiefenpsychologisch zu arbeiten. Das Ganze kann spontan stattfinden oder auf PowerPoint oder ähnlicher Software vorbereitet werden.
Natürlich kann auch der Kunde etwas zeichnen oder aufschreiben und in die Kamera halten oder es dem Coach online zur Verfügung stellen.
Aufstellungen
Auch Aufstellungen, mit denen wir im Ganzheitlichen Coaching häufig arbeiten, können online durchgeführt werden. Das geht einerseits ebenfalls per Visualisierung auf dem Bildschirm oder im inneren Bild des Kunden.
Natürlich ist eine Live-Aufstellung mit Stellvertretern meist deutlich intensiver, doch wer sich den cholerischen Chef oder den Vater im inneren Bild aufruft, kann auch ganz schön in Wallung kommen. Eine wunderbare Basis für die Aufarbeitung im Verlauf des weiteren Coachings.
Alternativ kann der Kunde vorab zum Beispiel seine Abteilungs- oder Familienstruktur aufzeichnen, so dass im Coaching über das gezeichnete Bild gesprochen werden kann.
Weniger ist mehr
Zusammengefasst: Ganzheitliches Coaching funktioniert auch online wunderbar, wenn Coach und Kunde sich darauf einlassen. Da es für viele Menschen aufgrund des anderen Settings aber deutlich anstrengender ist, sind kürzere Einheiten empfehlenswert. Nach ein bis zwei Stunden sollte idealerweise das Coaching abgeschlossen sein oder ein hübsches Komma gemacht werden, um das Thema im nächsten Gespräch weiter zu bearbeiten.
Der Kunde hat erfahrungsgemäß nach zwei Stunden Online-Coaching mehr zu verarbeiten, als wenn er seinem Coach direkt gegenübersitzt. Das braucht Raum und Zeit zum Sackenlassen.
Alles Liebe
Angelika